Montag, 25. Juli 2022

Ein Ochse kommt selten allein

Vor gut zwei Jahren hat mein Kumpel Elso zwei Auszubildene zum Pflugbegleiter unter seine Fittiche genommen. Jetzt haben die Beiden ihre Ausbildung mit Bravour beendet und sie starten mit Volldampf in ihr Berufsleben. Da ihr alter Chef sie nicht gebrauchen konnte und sie auf den freien Arbeitsmarkt warf, hat Elso mir ihre Bewerbungen zukommen lassen und ich habe zugesagt.


Selbstverständlich gabs ein kurzes Bewerbungsgespräch mit anschließendem Abendessen, aber eine Probefahrt musste trotzdem sein.
Ich bin jetzt also stolzer Besitzer zweier Arbeitsochsen.

"Mensch Kay, was willst du denn mit zwei Ochsen?"

Hm? Einerseits konnte ich so meinem Kumpel Elso unter die Arme greifen, der eine Menge Land zu bewirtschaften hat, sich aber die beiden Tiere nicht leisten kann. Im Gegenzug kümmert er sich um die beiden Bueys und gibt ihnen Arbeit und Brot. Ich denke auch, dass das Geld gut angelegt ist (8000000Gs für beide zusammen), auch wenn eines Tages der Vegetarismus die Welt regiert. Außerdem hat der übergangsweise, deutsche, amtierende Stellvertreter des Bundeskanzlers gesagt, wir sollen Energie sparen - und so ein Ochse braucht, im Gegensatz zu einem Traktor, zum Arbeiten keinen Strom, kein Sprit und kein Gas.  Auch wenn mich hier in Paraguay die Worte vom Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz peripher tangieren, braucht dieser Mensch viel Liebe und Zuneigung und durch den Kauf der Beiden Ochsen, denke ich meine Schuldigkeit getan zu haben.


Dienstag, 19. Juli 2022

wenn früh am Morgen die Kettensäge schnurrt

 Gestern Morgen sah es bei uns vor der Haustür noch so aus.


Zwei große Bäume stehen vor der Haustür und genießen die wärmenden Sonnenstrahlen.

Doch die Kettensäge war im Anmarsch und sollte den Beiden eine neue Frisur verpassen. Sie spendeten zwar schönen Schatten für unser Haus, aber das viele Laub verstopfte ständig die Dachrinnen und bei harten Winden brachen des Öfteren schwere Äste aus der Krone. Um 8.00Uhr lief dann auch schon die Kettensäge warm und es ging dem Geäst an den Kragen.

Die ersten Stämme landeten, fast zentimetergenau an ihrem vorgesehenen Platz. Und dann wurde es spannend.
Der dritte Stamm hatte einiges an Übergewicht zu bieten und das genau in Richtung unserem Haus. Doch Elso ist ein erfahrener Kettensägenartist, der weiß was er macht (hoffe ich).

Mit Hilfe von Flaschenzug und Stahlseilen landete auch dieser Stamm am richtigen Platz. Heute ist die Baustelle beräumt, das Holz ist gestapelt und unser Haus steht ohne Blessuren am selben Platz.


In zwei Monaten beginnt der Frühling und die beiden Bäume werden neu austreiben und  schnell wieder grün.

Donnerstag, 14. Juli 2022

Vorsicht Falle

Als ich mich im Juni in Deutschland durch den Straßenverkehr schummelte, waren sie nicht zu übersehen - die Kirschbäume am Straßenrand. Ob gelbe, rote, gelbe mit roten Bäckchen oder schwarze Kirschen, alle waren sie vertreten. Ja und?... Niemand stand am Straßenrand und stopfte sich die Backen und Taschen voll. Ich fragte mich, wieso hält hier keiner an? Haben die Leute keine Zeit, erkennen die Menschen keine Kirsche mehr oder ist es etwa verboten an der Straße Kirschen zu pflücken? Uns war es Wurscht und nicht nur einmal hatten wir vom Straßenverkehr Bauchweh.

In Paraguay beginnt, fast zeitgleich mit der Kirschsaison in Deutschland, die C(Z)itrusfruchtsaison. Und auch hier säumen die Mandarinen oder Apfelsinenbäume die Wegesränder. 


Aber wenn wir in Deutschland davon aus gehen können, dass eine dicke rote Kirsche eine leckere Süßkirsche ist, ist in Paraguay Vorsicht geboten.

Welche von den Beiden würdet ihr bevorzugen?

Wer jetzt links gewählt hat ist auf der süßen Seite des Lebens. Wer rechts gewählt hat ist ein Verschwörungstheoretiker. Nee Quatsch beiseite, tatsächlich ist es links (männerlinks) eine Mandarine und rechts eine voll reife paraguayische Limone. Solltet ihr jetzt den Unterschied am Straßenrand nicht gleich erkennen, dann schaut einfach wieviel Früchte noch am Baum hängen, denn die Paraguayer wissen was gut ist.

Und jetzt gibts  noch ein aber. Aber die saurere der beiden Früchte hat auch ihre Vorzüge. Sie wird zum einlegen von Fleisch benutzt und steht immer beim Grillfest auf dem Tisch.

Ich hatte vergangenen Montag eine schwere Männergrippe. Gliederschmerzen und verdammt hohes Fieber, also gefühlt 37,8 °C. Ich habe mir frei genommen und 3 Liter heiße Limone getrunken. Was soll ich sagen, am Dienstag war ich wieder voll fit. Nur als Beispiel, auch dafür ist das saure, orange Ding bestens geeignet.

Kommen wir nun noch zu den Fotos des Tages. Ein Kolibri hatte sich in unserem Haus verflogen und lag erschöpft in der Ecke. Er ließ sich ohne Gegenwehr einfangen und auf einen ruhigen Platz setzen.

Nach ein paar Minuten flog er auf den nächst gelegenen Ast und ließ sich nochmal ablichten.
Und ich such mir jetzt das nächstgelegene eisgekühlte "Limonenbäumchen".

Dienstag, 12. Juli 2022

Sechs deutsche Sommer

Es war jetzt schon der sechste paraguayische Winter in Folge, den wir gegen den deutschen Sommer tauschten. Das Projekt "olde Hus", ein 250 Jahre altes Reetdachhaus rief nach Rettung und wir konnten nicht anders uns dieser Herausforderung zu stellen. Jetzt nach 20 Monaten Bauzeit erstrahlt das reetgedeckte Fachwerkhaus in neuem Glanze.


Für mich gibt es nun nichts mehr zu tun in deutschen Landen und ich stieg vor einer Woche ins Flugzeug nach Hause.

Das Fliegen war völlig unkompliziert, ohne Wartezeiten oder Verspätungen und doch war etwas anders als sonst. Alls wir von Sao Paulo in Richtung Asuncion abhoben, machte der Pilot die übliche Ansprache. Nach der Begrüßung der Passagiere wies er alle Mitreisenden darauf hin, dass das Flugzeug nach Paraguay fliegt. "Damit unterliegt das Flugzeug den Gesetzen Paraguays und die Masken sind keine Vorschrift." Nachdem er dies auf portugisisch und englisch wiederholte, konnte man von der Hälfte der Passagiere wieder ein Lachen sehen. Für mich war das die schönste Durchsage, die je ein Pilot gemacht hat.