Montag, 30. Juli 2012

Eine Busfahrt die ist lustig

Der Personennahverkehr im Großraum Asuncion funktioniert gut und die Colectivos, so nennt man hier die bunten, qualmenden und sehr lauten Busse, bringen einen in die entlegensten Ecken Paraguays. 2.300Gs kostet eine Fahrt und jeder Bus hat seine feste Route. Die Paraguayer erkennen ihren Bus an der Farbe, denn die Schilder mit den Zielorten sind oft sehr spät oder gar nicht zu erkennen. Auch ich stürzte mich in der letzten Woche wieder einmal in das Abenteuer Busfahren. Ich hatte Feierabend und wollte von Luque nach Aregua. Knapp 15 km beträgt die Strecke und mit dem Bus ist man eine halbe Stunde unterwegs. Es wurde schon dunkel und ich hielt also meinen Finger in die Luft, um dem ankommenden Busfahrer zu zeigen, das ich mitfahren will. Der Bus war kaum beleuchtet, aber es ging nur in eine Richtung und so war es egal, welches Ziel diese Linie hatte. So dachte ich jedenfalls, aber dann stand da dieser Polizist auf der Strasse, der wild winkte. Der Bus bog nach rechts von der Strecke ab und für mich stellte sich nun die Frage, wurde er nun von dem Polizisten umgeleitet oder wurde er von dem Polizisten nur gegrüsst und seine Route war eine andere, als meine Wunschroute. Ich beschloss im Bus sitzen zu bleiben, denn irgendwann würde er wieder auf eine Strasse kommen, die ich kenne. Inzwischen war es stock duster draußen und ich konnte nicht sehen wo wir lang fuhren. Einer rechts-links Kurve folgten zwei Links- und zwei Rechtskombinationen bevor es dann nochmal nach links und rechts ging. Mein Orientierungssinn hatte mich verlassen und da wir nun schon fast 15 min unterwegs waren, beschloss ich aus zu steigen. Ich wusste nicht wo ich bin und nahm den nächsten Bus in die entgegengesetzte Richtung. Dieser Bus war brechen voll und so hatte ich die Hoffnung dass es in die richtige Richtung ging. Wieder hatte ich keine Möglichkeit aus dem Fenster zu schauen denn zwei riesige Brüste einer Chipaverkäuferin versperrten mir die Sicht und selbst wenn ich durch den prall gefüllten Ausschnitt hätte durchschauen können, so wären die Scheiben des Busses viel zu sehr beschlagen gewesen um einen Blick ins Freie zu erhaschen. Dann endlich leerte sich der Bus etwas und ich musste mich von dem Anblick des Dekolette und dem wärmenden, riesigen Po der Chipaverkäuferin, der sich im gleichmässigen Tackt der Schlaglöcher an meinem Bein schubbelte, losreißen um einen dieser bequemen, Rücken schonenden, Hartplastiksessel ein zu nehmen. Beim Blick aus dem Fenster war ich dann etwas erleichtert, als ich die Bahnstrecke zwischen Luque und Aregua erkannte. So ganz verkehrt konnte ich also nicht sein, auch wenn mir diese Gegend fremd war. Ein mulmiges Gefühl stellte sich dann doch im Bauch ein, als der Bus immer leerer wurde, bis zum Schluss nur noch ein Passagier mir Gesellschaft leistete. Ja, und dann hielt der Bus und dass der Busfahrer das Wort Endstation benutzt, hatte ich schon befürchtet. "Wo bin ich?" "In Yucyry" antwortete mir der Busfahrer. "Wo zum Teufel ist Yucyry und wie komme ich jetzt nach Aregua?" Der Busfahrer sagte mir dass Aregua nicht weit ist und beschrieb mir den Weg, da sein Bus erst wieder in einer Stunde seine Fahrt aufnimmt. Also machte ich mich auf die Socken und folgte der Wegbeschreibung des Busfahrers. Es war stockfinstere Nacht und es fing an zu regnen. Ich lief einen Sandweg im Nichts entlang und kein Licht und nicht mal der Mond, unterstütze mich beim Hindernisslauf über Pfützen und Modderlöcher. Der Regen hatte inzwischen ganze Arbeit geleistet und es gab keinen trockenen Fleck mehr an meiner Kleidung. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte ich, von ein paar kleineren Wasserlöchern mal abgesehen, den gefährlicheren Matschkuhlen ausweichen. Doch nun verließ mich mein Glück und eine kleine Unachtsamkeit zusammen mit einem Schrittfehler ließen mich für einen Moment in der Waagerechten verweilen, bevor ich weich, mit dem Gesicht und Bauch in Richtung Erdkern, in einem Badewannen großen Schlammloch landete. So schnell wie ich gefallen war, stand ich auch wieder denn es wäre mir peinlich, wenn das jemand gesehen hätte. Dann musste ich schmunzeln, wer sollte mich gesehen haben? Man konnte die Hand vor Augen nicht sehen und außerdem hatte ich seit 15min kein menschliches Wesen getroffen. Der Lehm knirschte zwischen den Zähnen, und nachdem ich den Matsch an Hose und Pullover gleichmäßig verrieben hatte, setzte ich meinen Weg fort. Dann erreichte ich eine gepflasterte Strasse und ich wusste endlich wieder wo ich bin. Geschätzte 3km Fußweg lagen nun hinter mir, doch knapp 3km trennten mich noch von der Strasse, wo es wieder Licht gibt, wo Menschen leben und vor allen Dingen, wo wieder Busse fahren. Inzwischen hatte der Regen meine Sachen etwas gesäubert. Dann, endlich wieder ein Haus. Und mehr noch, eine Neonröhre und ein offenes Fenster deuteten auf eine Despensa, die kleinen Tante Emma Läden Paraguay`s, hin und das bedeutete frisches, kaltes, lecker Bierchen. Das hatte ich mir jetzt verdient und dieses schmeckte besonders gut. Ich war gerettet und tatsächlich erreichte ich dann irgendwann die Strasse nach Aregua. Nach zwei Minuten kam dann auch schon der richtige Bus , der aber so voll war, dass mir nur noch der außerhalb befindliche Hängeplatz an der Vordertür übrig blieb. Mir war es recht, wusste ich doch nicht genau, ob mich der Busfahrer, so dreckig wie ich war, überhaupt in den Passagierraum gelassen hätte. Außerdem wurde ich so um eine Erfahrung reicher, man muss nichts bezahlen, wenn man nicht in dem Bus ist, was irgendwie auch logisch ist. Gegen 17.00Uhr startete ich meine Bustour, welche dann gegen 20.30Uhr zu Ende ging. Drei Stunden Paraguay, die ich bestimmt nicht vergesse und die mir eines gezeigt haben. Ist der Weg auch noch so hart, irgendwann ist da eine Neonröhre...

Sonntag, 29. Juli 2012

Shopping in Quiindy

Da sich unser Auto in der Werkstatt befindet, fuhren wir gestern zum Wochenendeinkauf, wie in alten Zeiten, mit dem Moped.
Der nächste bessere Supermarkt befindet sich in Quiindy und wo wir schon mal in der grossen Stadt waren, blieben wir auch gleich zum Mittagessen. Und wie jedesmal, wenn wir irgendwo in Quiindy an der Strasse sitzen, findet uns der fliegende Decken und Hängemattenverkäufer, dem wir zum ersten mal vor 5 Jahren eine Hängematte abkauften. Und auch gestern erstanden wir eine Hängematte und eine Decke. 60.000Gs pro Stück kostete der Einkauf und im Preis war neben einem kleinen Schwätzchen auch ein Gummiband und das Festschnüren am Lenkrad unseres Mopeds enthalten.
Jetzt nicht über das Foto meckern. Mehr gibt die Handykamera nicht her.

Samstag, 28. Juli 2012

man muss sich auch mal ums Auto kümmern

115000km hat unser Auto jetzt auf dem Tacho stehen und es war an der Zeit, ein paar Reparaturen durchzuführen. Ein Schlagen an der Vorderachse, Öl im Motorraum, defekte Glühkerzen und vor allen Dingen die Bremsanlage mussten überprüft werden. Ich weiß, dass die Paraguayer alles können und irgendwie alles wieder zurechtbasteln, aber wir entschieden uns für die deutsche Meisterwerkstatt "POLOCARS" in Luque. Vor knapp zwei Wochen wurde unser Auto das erste mal auf die Hebebühne gestellt und analysiert, was alles zu reparieren ist. Und dann machte ich mich an die Ersatzteilbeschaffung. Ein neuer Öldrückgeber, ein neuer Bowdenzug für die Handbremse, ein paar Gummis, Buchsen und ein neuer Bremssattel standen unter anderem auf meinem Einkaufszettel. Im Autohaus von ZX-Auto, bekam ich auch fast alle Teile und wo ich schon mal da war, ließ ich auch gleich noch unseren Blechschaden begutachten.
5.700.000Gs standen auf dem Angebot und man sagte mir zu, dass das Auto nach der Instandsetzung wieder wie neu ist. Doch vorerst ging es erst einmal in die Werkstatt nach Luque. Und damit ich nicht sinnlos rumstehe und mich langweile, hatte der KFZ-Meister auch gleich etwas Arbeit für mich und ich durfte sein Badezimmer fliesen. Die Reparaturen waren schnell erledigt, aber der neue Bremssattel fehlte noch und so konnte das Auto noch nicht aus der Werkstatt rollen. Gestern Abend schnappte ich mir dann einen Bus und fuhr nach Hause auf die Farm. In der nächsten Woche soll der bestellte Bremssattel eintreffen und die Reparaturen können beendet werden. So lange freue ich mich über die Ruhe hier auf dem Land, bevor ich mich wieder in den Trubel von Luque stürze. Eine gute Nachricht noch für alle Reisenden von San Bernadino nach Luque. Auf meinem Weg zur Arbeit konnte ich dieses große Schild nicht übersehen.
Und für alle die nicht auf dem Kopf lesen können. Die Strasse von Luque nach San Bernadino wird asphaltiert. Zwei Jahre Bauzeit ist veranschlagt und die Kosten sollen sich auf 23.000.000.000Gs belaufen. Wann genau die Arbeiten beginnen sollen, steht nicht auf dem Schild, aber das Vorhaben ist doch schon mal lobenswert.

Sonntag, 15. Juli 2012

Wo ist die Woche?

Wie? Heute ist Sonntag? Schon wieder ist eine Woche rum, ohne das man es merkt. Es ist Winter und die Tage sind kurz und irgendwie denkt man , es ist nix passiert. Und doch war da was in dieser Woche. Ich habe zum Beispiel eine Kochherd, der mit Holz zu befeuern ist, gebaut.
Der Auftrag kam von einem guten Bekannten, der seinem Capataz den Rauch aus der Küche nehmen und gleichzeitig für mollige Wärme in den Wintermonaten sorgen will. Liebe Grüsse gehen hiermit an Vintchenzo und Krassimira.
Das Internet beschäftigte uns mit Hackern, welche über meinen E-mailaccount komische Mails in die Welt schickten.
Mein Pferd wurde von einer Fledermaus gebissen und ich lernte, wo bei einem Pferd in die Vene gespritzt wird.
Das war dann auch schon die Woche, wenn es da nicht noch die heutige Einladung unseres Nachbarn gegeben hätte. Er ist der Vater meiner "lecker Bierchenverkäuferin" und er feierte heute seinen 68 Geburtstag. Es wurde ordentlich Fleisch auf den Grill gepackt und fett aufgetafelt.
Eine, paraguayische Boygroup sorgte für die musikalische Unterhaltung.
Auch ich durfte mal an den Seiten der Harfe fummeln und meine musikalischen Fähigkeiten zum Besten bringen.
Jetzt ist es 18.00Uhr und die Sonne hat sich von Paraguay für heute verabschiedet. Der Abend verspricht nächtliche Temperaturen um 10° und wir heizen unseren Kamin an. Gute Nacht euch allen.

Samstag, 7. Juli 2012

Paraguay bleibt Paraguay

Stellt euch vor es ist TÜV und keiner geht hin.
Lange im Vorfeld wurde über die Einführung des TÜV in Paraguay diskutiert. Gerade unter den Deutschen gab es heiße Diskussionsrunden für ein Für und Wider einer Sicherheitsplakette für Fahrzeuge. Der Termin für den Start ins neu TÜV-Zeitalter wurde mehrmals nach hinten geschoben. Als wir vor drei Wochen unsere KFZ-Steuern bezahlten, fragten wir nach, ab wann wir denn nun den TÜV vorweisen müssen. "Ruhe bewahren und Terere trinken", sagte man uns. "Als neuer Stichtag steht der 1.August, doch ob es dabei bleibt?" Wir warteten also ab mit unserer technischen Kontrolluntersuchung. Vorgestern gab es dann die Wende. Der oberste Gerichtshof stufte den TÜV als verfassungswidrig ein und somit ist der TÜV, vorerst einmal wieder in der Schublade verschwunden. Mich freut es. Ich bin in ein Land ausgewandert, in dem es keinen TÜV gab und habe das akzeptiert. Ich werde also weiter auf den Strassen Paraguay`s unterwegs sein, immer mit dem Gedanken daran, dass da ein Auto kommen könnte, bei dem die Lenkung oder die Bremse versagt, dass ich im dunkeln geblendet werde oder in der Nacht ein entgegen kommendes Fahrzeug erst eine Autolänge vor mir an der Zigarettenglut des Fahrers erkenne.
Es bleibt ein Stück Freiheit in Paraguay bestehen, und das ist gut so, denn wer weiß, was mit einem TÜV beginnt, endet irgendwann mit GEZ und Leinenzwang.

Mittwoch, 4. Juli 2012

Ende der Eierpause

Wenn es Winter wird in Paraguay, kommen die Hühner in die Mauser und wechseln ihre Federn. Und da ein Huhn nicht zwei Sachen auf einmal machen kann, hören sie auf, Eier zu legen, da ihnen ihr Federkleid wichtiger ist. Ungefähr sechs Wochen lang, hatten wir nun keine Eier aus eigener Produktion und mussten auf unser goldgelbes Frühstücksei verzichten.
Nun endlich, vor vier Tagen lag das erste Ei wieder im Nest und die Eierablageplätze erfahren wieder zunehmenden Besucherverkehr.
Insgesamt haben wir jetzt 18 Hennen im legefähigen Alter und wenn die Alle loslegen, wird es eng in den Eierkisten.
Wir freuen uns und können jetzt wieder unser tägliches Frühstücksei von glücklichen Hühnern genießen. Ganz nach dem Motto, wenn Papa Eier essen tut, dann .....

Sonntag, 1. Juli 2012

Klassentreffen mit Nachwehen und warum Frauen nicht einparken können

Gestern hatte ich Klassentreffen. Nach 25 Jahren trafen sich meine ehemaligen Klassenkameraden in Salzwedel und leerten ein paar lecker Bierchen.
Leider konnte ich nicht dabei sein und musste mich aus der Ferne mit Fotos zufrieden geben. Doch aus Solidarität, habe ich natürlich auch ein paar lecker Bierchen getrunken. Ich sattelte mein Pferd und ritt zur Despensa von Ute und Reiner. Helmut kam mit dem Auto hinterher und auch Moni und Andreas gesellten sich dann zu meinem Klassentreffen dazu. So wurde es auch ein lustiger Abend und wir tranken ein paar lecker Bierchen auf das Wohl meiner Mitschüler, die ich hiermit ganz lieb grüsse.
Doch jede Feier ist irgendwann zu Ende und so hieß es dann gegen 21.00Uhr, aufsatteln und nach Hause reiten.
Helmut musste das Auto nach Hause fahren und fragte mich ob ich denn noch reiten könne? Das Pferd kennt den Weg und brachte mich auch sicher nach Hause. Auch Helmut kam sicher mit dem Auto zu Hause an, doch irgendwie hat sie beim einparken etwas vergessen. Und da haben wir dann den Nachteil eines Hanggrundstückes. Beim Blick heute morgen aus dem Schlafzimmer, stand unser Auto an einem ungewohnten Platz.
Ganz, ganz, ganz, ganz dicht an einen Baum kuschelte sich unser Wagen und umarmte diesen liebevoll.
Die Funktion einer Handbremse werde ich Helmut wohl nochmal erklären müssen. So und nun das Positive aus dem Ganzen. Hm, zum Glück wurde kein Tier überfahren und wir hatten heute morgen was zum schmunzeln.