Donnerstag, 7. August 2014

Buschfunk in Paraguay

Wer denkt, die Paraguayer sind unaufmerksam und bekommen nicht mit, was um sie herum passiert, der täuscht sich gewaltig. Jedenfalls kann ich von unseren Nachbarn im Umkreis von 10km nur Gegenteiliges sagen. Fast täglich gibt es die neuesten Nachrichten aus der Umgebung und das frei Haus.
Heute Morgen hatte unser Arbeiter dieses verschmitzte Grinsen im Gesicht und ich wusste gleich, dass es irgendwelche Neuigkeiten gab. Ich fragte natürlich was denn los sei und Elso erzählte mir, was er von seiner Tante erfahren hatte.
Doch von vorne. Letzten Samstag war herrlichstes Reitwetter und ich sattelte mein Pferd Pfred für einen kleinen Reitausflug über unsere Berge. Station machte ich dann bei Ute und Jens und der Grill wurde angeheizt. So weit so gut. Lecker Bierchen geht immer und hat eigentlich auch keinen Einfluss auf meine Reitkünste. Doch nach dem gegrillten Fleisch gabs dann zu meinem Unglück zwei Gläschen Obstler zur Verdauung. Und das ist dann das letzte klare Bild, welches ich an diesem Tag einfing.
Das Teufelszeug fing an zu wirken und als ich am Nachmittag den Rückweg antreten wollte, verpasste ich nur knapp den Sattel und landete neben meinem Pferd. Der Trottel hatte dann nichts besseres zu tun als loszurennen und ließ mich alleine zurück. Ich machte mich also auf den Weg(zu Fuß) mein Pferd zu suchen. Nach geschätzten 2km und gelaufenen 3km, wenn man die Schlängellinie mit einbezieht, riefen mich drei Kinder und sagten, dass mein Pferd gerade von ihrem Vater eingefangen wurde. Kurze Zeit später hatte ich die Zügel wieder in der Hand und dieses Mal klappte auch das Aufsitzen. Dann verschwimmen langsam die Erinnerungen.
Ich glaube mir rutschte der Hut von der Stirn und ich stieg vom Pferd um ihn aufzuheben. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur aus dem Sattel gerutscht. Wie gesagt, meine Erinnerungen sind nicht mehr ganz lückenlos. Jedenfalls machte sich Pfred abermals ohne mich auf den Heimweg und irgendwie verlor ich ihn wieder aus den Augen. Das Pferd kennt den Weg und so beschloss ich, dass ich den kürzeren Weg über die Wiesen nehme und so vielleicht vor meinem Pferd zu Hause bin. Irgendwann wurde ich dann wach und schaute in den sternenklaren Himmel. Ich war wohl plötzlich ganz müde und hatte mich auf die Wiese zu einer kurzen Ruhepause gebettet. Der Obstler war in der Zwischenzeit auch aus dem Hirn in den Bauch gewandert und ich wurde wieder klar im Kopf. Kurze Zeit später war ich dann auf unserer kleinen Farm, aber niemand war zu Hause. Kein Pfred und auch keine Helmut, von der ich annahm, dass sie mich suchen war. Nach einer Stunde kam dann meine liebe Frau auch an unserem Farmtor an. Doch suchen war sie mich nicht, sondern hatte den Grillnachmittag nur etwas in die Länge gezogen. Ich beschloss die ganze Geschichte für mich zu behalten und sagte auch nichts vom verloren gegangenen Pferd. Am nächsten Morgen machte ich mich dann heimlich auf die Suche und fand mein Pfred unweit der Stelle, an der bei mir die Lichter ausgingen, friedlich grasend auf einer Weide. Er wäre wohl auch gerne nach Hause gekommen, aber entdeckte anscheinend den Ausgang im Zaun nicht. Die Sache werde ich niemandem erzählen dachte ich mir und stieg auf mein Pferd, was ja schon fertig gesattelt da stand. Heute Morgen berichtete mir dann unser Arbeiter, dass am letzte Samstag ein Deutscher sich nicht mehr auf seinem Pferd halten konnte und es in der Wildnis parkte. Wohl wissend dass ich derjenige war.
Die Paraguayer bekommen eben alles mit und da der Deutsche ja noch laufen konnte, gab es für sie auch keinen Grund hilfreich einzugreifen. Besser ist es nämlich am nächsten Tag die Geschichte seinen Bekannten zu erzählen.
Für mich wird sich das Rätsel wohl nie lösen, wer mich da beobachtet hat, doch nach meinen moddrigen Hosenbeinen, dem zerrissenen Hemd und einigen leichten Blessure zu urteilen, hatten der oder die Zuschauer bestimmt eine Menge Spaß.

3 Kommentare:

Yvonne hat gesagt…

*lach* das ist eine super story :-). da werden sich noch die enkel vor lachen ausschütten. danke fürs teilen!!!

Anonym hat gesagt…


Waren es zwei Gläschen oder zwei
Flaschen Obstler.?
Man sagt immer "schuster bleib bei deinem Leisten" oder "Kay bleib bei deinem Bier".
Mutti

Anonym hat gesagt…

Hola Brüderchen! Also die zwei Obstler nehme ich Dir auch nicht wirklich ab. Das müssen wohl einige mehr oder wie Mutti schreibt: zwei Flaschen gewesen sein. Aber wenn´s Dich tröstet: Ich habe nach einigen oder vielen Obstlern mal den Weg in mein Hotelzimmer nicht mehr oder erst mit Hilfestellung gefunden. Also Teufelszeug dieser Obstler :-) LG Jörg