Dienstag, 19. November 2013

Hilfe im Haushalt

Elso, unser Arbeiter, ist seit Anfang an, bei uns auf der Farm. Wenn wir unterwegs sind, hat er das Kommando über Rind und Huhn und passt auf, dass wir alles wieder so vor finden, wie wir es verlassen haben. Auch seine Tochter Gricelda war bei uns beschäftigt und half zweimal in der Woche, für einen halben Tag beim Hausputz. Sie verdiente sich so ein paar Guarani, womit sie ihren Computerkurs bezahlte. Jetzt steht der Schulabschluss vor der Tür und danach das Studium. Da ist nun keine Zeit mehr für uns und wir müssen wieder selbst den Wischmopp schwingen. Ihre Arbeit machte sie gut und oft war ein Schmunzelfaktor inklusive. Wir wohnen in einer ländlichen Gegend und viele unserer Nachbarn sind, aus den Augen von uns Europäern betrachtet, sehr arm. Auch Gricelda wohnt in sehr einfachen Verhältnissen. Es gibt zwar einen Kühlschrank und einen Fernseher, doch dann sind da nur noch ein paar Betten, ein paar Stühle und ein Tisch. Die Fenster haben kein Glas, sondern werden nur mit Holzbrettern verschlossen. Als Gricelda dann das erste mal bei uns Fenster putzte, wurde aus Klarglas, Milchglas. Man konnte einfach nicht mehr durchschauen und man hätte denken können, die Schneekönigin war bei uns zu Besuch. Nach einigem Üben waren dann die Fenster sauber und das Fenster putzen gehörte zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Es gibt eben Sachen, die man einfach nicht kennt. So auch Gardinen. Wenn Gricelda das Bad sauber machte, und Helmuts Schminkzeug so verführerisch am Waschbecken lag, kommt eine 16-jährige schon mal in Versuchung und probiert die bunte Vielfalt der Magaret Astor an sich selbst aus. Uns wäre das nie aufgefallen, wenn da nicht unsere Badezimmergardinen gewesen wären. Irgendwie hatte sie sich wohl zu dick Schminke aufgetragen und da ja neben dem Waschbecken so ein Lappen vorm Fenster hängt, kann man das Zeug ja ruhig da rein schmieren. Der Gesichtsabdruck war deutlich zu erkennen und Lidschatten, Rouge und Lippenstift verschönerte nun unsere Badezimmergardinen.
Der eine oder andere kennt es vielleicht noch, aus fast vergessenen Kleinkindtagen, dieses Spielzeug, bei dem man bestimmte Körper, in die dazugehörigen Löcher(ein Dreieck, einen Kreis, einen Stern oder ein Quadrat) stecken musste. Na klar, mit Gewalt ging der Kreis auch ins Dreieck, aber das war nicht der Sinn des Spiels. Oder, wer hatte sie auch in der Anbauwand stehen, die Matroschka . Diese kleinen russischen Holzpüppchen, welche man ineinander stapeln konnte, bis nur noch eine große, hoch schwangere Matroschka übrig blieb. Heute weiß ich, das war wichtiges Spielzeug, da sich beim Spielen schon in früher Kindheit wichtige Synapsen bilden. Die einfache paraguayische Landbevölkerung hat solch Spielzeug oder ähnliches nicht und wenn sich Gricelda nach dem Abwasch, an das einsortieren der Töpfe machte, durften oft ein paar Töpfe nicht mit in die Schublade, weil diese absolut überfüllt war. Das Verständnis für das Ineinanderstapeln von Dingen ist einfach nicht da. Ich könnte noch ein paar Geschichten, ob über ihr geheimes, abgelutschtes Lollistiellager , welches wir jetzt entdeckten oder ihr Geheimversteck für leere Joghurtbecher, erzählen.
 Doch, das ist alles nichts gegen die Geschichte die mir neulich unser Kumpel Jens erzählte. Bei ihm hatte sich die neue Hausangestellte zum Probearbeiten angemeldet. Er erklärte ihr ihre Aufgaben, zu denen unter anderem auch das Beziehen der Betten gehörte. Die alte Bettwäsche hatte er schon in der Waschmaschine und die frische lag auf den Betten. Der Tag verging und Jens war auch zufrieden mit der neuen Angestellten. Am Abend dann, wollte er ins frisch gemachte Bett steigen und wunderte sich nicht schlecht. Sein Bettzeug war nicht zu finden und es dauerte eine Weile bevor er die neue Bettenidee verstand. Also mal von Vorne. Oben auf dem Bett befand sich das Spannbettlaken. Nahm man dieses  hoch, entdeckte man die Bettdecke. Diese lag ordentlich auf dem Bettbezug. Doch die grösste Überraschung war die Füllung des Bettbezuges, denn darin hatte die junge Frau,(ich weiß nicht, wie lange sie dafür brauchte) die komplette Matratze gestopft. Ideen muss man eben haben, dann kann man sich auch mal mit einer Matratze zu decken.

1 Kommentar:

Hartmuth hat gesagt…

Herrlich!!!
Hier ist das Leben so langweilig...