Samstag, 8. November 2014

Wie schickt man ein Auto von Deutschland nach Paraguay?

Eigentlich war für heute eine kleine Feier geplant, denn der Bauherr meiner letzten Baustelle lud alle seine Bauarbeiter auf eine knackige Grillwurst und ein frisches lecker Bierchen ein. Frisch gestriegelt und rasiert machten wir uns also auf den Weg, welcher aber schnell endete. Die gestrigen Regenfälle machten den einen Weg für uns unpassierbar und den, eigentlich immer befahrbaren Weg zur Sackgasse. Da hats mal eben einfach die Brücke weggespült, welche auch nur ein Provisorium für die im Bau befindliche neue Brücke war. So fand die Party nun ohne uns statt.
Ärgerlich, aber manchmal muss man in Paraguay eben Abstriche machen, denn wenn einem so der Weg versperrt wird, hilft dann auch kein Allrad mehr.
Apropo Allrad. Als wir nach Paraguay zogen, war eine der großen Fragen, welches Auto ist für uns das Richtige. Bringen wir ein Auto aus Deutschland mit oder kaufen wir uns eines in Paraguay. Gebrauchtwagen sind in Paraguay unverschämt teuer und die Neuwagenpreise sind je nach Marke mit denen in Deutschland zu vergleichen. Wir entschieden uns vor sechs Jahren für einen Neuwagen aus China mit dem klangvollen Namen "ZX Auto". Wenn mich heute einer fragt, ob ich damit zufrieden bin, sage ich immer, dass er das bei einem Tachostand von 100.000km hätte fragen sollen. Denn danach kamen die verschiedensten Reparaturen, auf die ich jetzt hier aber nicht näher eingehen möchte.
Helmut hatte jedenfalls die Nase voll von meiner geliebten Camioneta und kaufte uns, bei ihrem letzten Deutschlandbesuch, einen Gebrauchtwagen nach ihren Wünschen. Doch wie bekommt man diesen nun nach Paraguay. Eine Möglichkeit ist die Verschiffung mit dem Container, was sich aber für nur ein Auto nicht unbedingt rechnet. Helmut machte sich schlau und stieß auf die so genannte Ro-Ro Verschiffung. Und dann ging es auch schon los. Sie buchte bei "SeaBridge" einen Platz für unser neues Auto und bekam daraufhin die Eckdaten für die Überfahrt von Hamburg nach Buenos Aires. Nun musste sie nur noch das Auto zum Hamburger Hafen fahren und dort zum angegebenen Termin abgeben. Das Auto muss sichtleer und darf nicht verschlossen sein. So bekommt es dann einen Platz auf der Fähre zugewiesen und kann den weiten Weg nach Südamerika antreten. Kosten sind bis zu diesem Zeitpunkt noch keine angefallen. Die Rechnung für die Verschiffung wurde dann einige Tage später an uns zugesandt und betrug 1105,-Euro.
Nach 30 Tagen war dann die Landung des Schiffes in Buenos Aires angekündigt und wir machten uns auf den Weg in die Hauptstadt Argentiniens. Hier mussten wir  nun erst zur Reederei Grimaldi, um die erforderlichen Papiere für die Ausschiffung in Empfang zu nehmen.
Das Unternehmen SeaBridge empfahl uns für die Ausfuhr aus dem Hafen, die Hilfe eines Despachanten in Anspruch zu nehmen. Der "nette" Herr von "Plate Logistics" empfing uns auch sehr freundlich und servierte uns kurzer Hand seine Kostenaufstellung. Darunter waren neben seinem Arbeitslohn von  350 Dollar auch Hafengebühren von 450 Dollar zu finden. Insgesamt wies seine Rechnung 1050 Dollar aus. Nun waren wir selbstverständlich nicht unvorbereitet zu diesem Gauner gefahren. Helmut informierte sich vorher gründlich im Internet und stieß immer wieder auf negative Erfahrungen mit diesem Herrn, der nun vor uns saß. Kurzer Hand sagten wir ihm , dass wir die Sachen am Hafen alleine erledigen wollen und gerne nur unsere Papiere mitnehmen möchten. Daraufhin verschwand der Despachante in den Untiefen seines Büros und kehrte ein paar Minuten später mit unseren Papieren zurück.
Er verwies uns noch darauf, dass unser Schiff erst in zwei Tagen eintreffe und wir noch ein paar Tage auf unser Auto warten werden müssen. Er gab uns außerdem noch ein paar Hinweise zu Busverbindungen, die verschiedenen Institutionen, welche wir noch abarbeiten müssten und ermahnte uns, dass es eigentlich unmöglich ist, das Auto alleine aus dem Hafen zu bekommen.
Ich habe eine starke Frau und so schnappten wir uns unsere Papiere und verabschiedeten uns mit gespielter Freundlichkeit.
"So, den sind wir los. " Die Straßen von Buenos Aires waren verregnet und wir suchten uns erst einmal eine kleine gemütliche Kneipe, in der wir Internet hatten.
Das www gab uns Auskunft darüber, wo sich unser Schiff gerade befand und tatsächlich sollte es einen Tag später als geplant landen. An diesem Tage würde also nichts mehr passieren und so suchten wir uns im Internet ein Hotel in der Nähe von Buenos Aires. Da sich der Hafen außerhalb von Buenos Aires in Zarate befindet, fiel unsere Wahl auf das Städtchen Tigre, welche auf halbem Wege nach Zarate und an der Flußmündung des Parana liegt. Ein Hotel hatte auch noch ein freies Zimmer und mit einem Klick, war dieses gebucht. Während wir uns noch ein wenig mit Leo von der Bar unterhielten, lief nebenbei der Fernseher und berichtete über starke Regenfälle und Überschwemmungen in Buenos Aire und Umland. Zu erwähnen wäre noch, dass Tigre in dem Flussdelta des  Rio Parana liegt, also unvermeidlich unter Wasser stand. "Na gut, dann schlafen wir eben im Wasserbett." Wir machten uns auf den Weg und nahmen dafür die Bahn, welche uns direkt in das kleine Städchen Tigre bringen sollte.
In Tigre angekommen merkten wir nichts von Überschwemmungen oder Hochwasser. Auch die Taxiboote fuhren planmäßig und so enternten wir uns eins, welches uns zu unserem Hotel brachte.
Von außen machte es nun nicht unbedingt den Anschein, dass hier Gäste wohnen können, doch als man uns bemerkte, wurden wir freundlich herein gewinkt.
Im Haus selbst herrschte das totale Chaos. Die Inhaber waren gerade dabei das letzte Wasser aus dem Wohnzimmer zu schieben und erklärten uns, dass hier vor einer Stunde noch alles 30cm unter Wasser stand. Unser Zimmer befand sich im zweiten Stock und hier war alles trocken. Wir waren müde und nach einem kurzen Schwätzchen mit den Hausherren verschwanden wir im Bett.
Am nächsten Morgen schien dann wieder die Sonne und die Wasserstraße vor unserer Haustür machte gleich einen viel freundlicheren Eindruck.
Wir wussten, dass unser Schiff am frühen Morgen seinen Zielhafen erreicht hatte und waren nun froher Hoffnung, bald unser Auto auf argentinischen Boden fahren zu können. So nun bin ich aber auch schon wieder müde und auch ein bisschen durstig und deshalb gibt es den Rest der Geschichte morgen.

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