Montag, 17. November 2014

Mit dem Auto von Buenos Aires auf die Farm

Wir starten um 5.00Uhr Morgens den Motor und vor uns liegen knapp 1000km bis zu unserer kleinen Farm. Die Fahrt bis zur Grenze verläuft ohne Komplikationen und vor allem ohne die vielen angekündigten Polizeikontrollen. Gegen 17.00Uhr sind wir dann in Posada, der argentinischen Grenzstadt zu Paraguay.
Mit den Papieren vom Auto und der Anzeige über die gestohlenen Nummernschilder melden wir uns bei den argentinischen Zollbeamten ab. Alles läuft reibungslos und nun stehen die paraguayischen Zöllner auf dem Programm. Da unser Auto vorerst als Touristenfahrzeug deklariert ist, müssen wir uns bei den paraguayischen Zollbeamten eine vorübergehende Einreisegenehmigung dafür holen.
Als wir an die Kontrolle rollen, sitzen da drei Bedienstete und trinken Terere. Ab und zu steht einer auf und schaut in die Kofferräume der in Paraguay einreisenden Fahrzeuge. Da es nun wieder heißt Papiere machen, parke ich unser Auto in der Nähe der drei Zollis.
Helmut steigt aus und geht in Richtung Zollbüro. Nun werden die drei Kontrolletis auf uns aufmerksam und  während sich Zöllner 1 an die Fersen von Helmut heftet, schlurft Zöllner 2 auf mich zu. Mit ernstem Blick schaut er auf das vordere fehlende Nummernschild und nachdem er die Lage am Heck des Autos gecheckt hat, kommt er mit noch ernsterem Blick an meine Autotür. " Da fehlen die Nummernschilder. Vorne und hinten!" Ich erkläre ihm die Sachlage, dass diese gestohlen sind und dass das Auto als Touristenfahrzeug in Paraguay einreist. Seine Hände stützen sein schweres Kinn und er scheint angestrengt zu überlegen. Dann fragt er mich wo wir denn hin wollen und was wir in Paraguay machen wollen. Als ich ihm erzähle wo unsere Farm liegt, zieht ein Hauch von Freundlichkeit über sein Gesicht. "Ich weiß wo das ist, ich wohne in Ybycui (ca. 15km von unserer Farm entfernt) und morgen Vormittag fahre ich da vorbei. Weißt du was, ich schaue dann einfach bei dir rein und du lädst mich auf ein Bier ein."  Natürlich folge ich der Anweisung, ihn zum Bier einzuladen und lade ihn für morgen Vormittag zum Bier ein. Wir plaudern noch ein wenig über das schöne Land und Helmut sitzt inzwischen im Zollbüro mit Zöllner Nummer 1.
"Ohne Nummernschilder können wir euch nicht einreisen lassen. Das geht nicht, aber lass mich mal überlegen, was wir machen können." Helmut zieht alle Register und wendet die Mitleidsmasche an. Mit voller Kraft reizt sie die Tränendrüsen von Zöllner Nummer 1. "Ich k ö n n t e dir das Papier ja ausstellen, aber die Polizei wird dafür bestimmt etwas Geld haben wollen." Helmut krempelt ihre Hosentaschen aus und kratzt 35.000Gs und 20 argentinische Peso zusammen. Insgesamt also umrechnet ca. 8,-Euro.
Zöllner 1 schnappt sich die Moneten, welche rasch in den Untiefen seiner Schreibtischschublade verschwinden. "Dann werde ich mal mit der Polizei sprechen." Er verlässt das Büro und Helmut hört ihn im Nebenzimmer quatschen. Beim Gespräch geht es um alles, aber in keinster Weise geht es dabei um unser Auto. Nach knappen fünf Minuten sitzt Zöllner 1 wieder an seinem Schreibtisch und füllt endlich das ersehnte Formular aus. "Du darfst aber keinem erzählen, dass die Polizei Geld verlangt hat." Mit diesen Worten verabschiedet sich Zöllner 1 und Helmut hält das ersehnte Papier in den Händen.
An meiner Autotür steht immer noch Zöllner 2 und wir haben inzwischen unsere Telefonnummern ausgetauscht, damit wir uns zum Biertrinken zusammenrufen können. Ich sehe Helmut aus dem Zollbüro kommen und da greift Zöllner 3 in das Geschehen ein. "Moment, du musst noch eine Gebühr für das Formular bezahlen." Er nimmt Helmut den Schriebs wieder ab und auf die Frage wie viel das denn sei, runzelt er die Stirn. Nach einigen Sekunden antwortete er fragend "50.000Gs?" Helmut erklärt sich damit einverstanden und will das Geld aus dem Auto holen. Hier steht immer noch Zöllner 2 und erzählt ihr, dass er morgen bei uns zum Biertrinken vorbeikommt.
"Hast du alle Papiere bekommen?" fragt Zöllner 2 und nachdem ihm Helmut sagte, dass sie noch eine Gebühr von 50.000Gs bezahlen müsse, wendet sich Zöllner 2 von uns ab. Er läuft in Richtung Zollbüro und gaunert Zöllner 3 unsere Papiere wieder ab. "Die zahlen nicht`s." Zöllner 3 schaut zwar etwas mürrisch, aber Zöllner 2 scheint einen höheren Dienstgrad zu haben und so entfällt die "Gebühr" einfach. Er wünscht uns eine gute Fahrt und wir dürfen unsere Reise, mit allen erforderlichen Schriftstücken fortsetzen.
Das wäre geschafft, jetzt müssen wir nur noch nach Hause kommen. Wenn`s geht ohne Polizeikontrolle, denn das würde wieder ein Haufen Erklärungen kosten und dazu hatten wir einfach keine Lust mehr.
In Villa Florida dann doch noch die befürchtete Polizeikontrolle. Wir werden rausgewunken und der Uniformierte betrachtet unser vorderes nicht vorhandenes Nummernschild. Langsam spaziert er nach hinten. Auch hier kein Nummernschild. Genervt dreht er seine Stiefelspitzen auf dem warmen Asphalt. "Gute Weiterfahrt."
Was war das jetzt? Es war schon spät und wir nehmen an, der Gesetzeshüter hatte an diesem Abend einfach keine Lust mehr auf so einen komplizierten Fall.
Und dann stand unser Wagen endlich auf unserer Farm. Es gab da nur ein kleines Problem. Die Schraube der Andruckrolle des Zahnriemens war gebrochen. Und so hatten wir zwar unser neues Auto auf dem Hof, aber konnten es bis heute noch nicht fahren. Jetzt sind die erforderlichen Ersatzteile eingetroffen und momentan befindet es sich in der Werkstatt.
Mit viel Glück sollte unser Auto, ein KIA Carnival am Mittwoch wieder einsatzfähig sein und dann gibt es auch ein Foto davon.
Jetzt bleibt die Frage, ob sich die ganze Aktion rechnet und dafür sind hier nochmal alle Zahlen und Fakten zusammengefasst:
Also, die Frachtkosten für die Überfahrt mit der Grande Amburgo von Grimaldi von Hamburg nach Zarate betrugen 1105€. An den Gauner von Plate Logistik haben wir insgesamt 200$, also ca. 160€ bezahlt. Darin enthalten waren nach seiner Rechnung 75$ für das Ausdrucken des Frachtbriefes. Das ist in Deutschland umsonst, aber um zu verhindern, dass diese auf dem Postweg verloren gehen, haben wir uns dafür entschieden, die Papiere von der Reederei in Buenos Aires ausdrucken zu lassen. Für die Delivery Order, die uns erlaubt das Fahrzeug aus dem Hafen zu holen, berechnete er 50$. Dazu kamen noch eine Doc Fee von 35$ und eine imaginäre Toll von 50$. Aber damit waren wir den Blutsauger los. Hätten wir uns auf ihn eingelassen, hätte er außerdem 450$ für die Hafengebühr, 50$ für eine weitere Doc Fee und 350$ für die Spedition verlangt. Also insgesamt 1050$. Dazu kämen angeblich noch die Gebühren für den Zoll von 650 Peso. Diese verlangte der Zoll von uns nicht und für die Hafengebühr wurden nur 1377,35 Peso fällig. Das sind zum Blue-Kurs ca.82€. Also kostete uns das gesamte Unterfangen letztendlich 1347€. Natürlich kommen noch die Kosten für Benzin, Hotelübernachtungen etc. hinzu, aber schließlich kostet jedes Abenteuer etwas.

3 Kommentare:

Yvonne hat gesagt…

lach, welch ein abenteuer :-). aber schön, dass ihr letztendlich das auto nun auf der farm habt.

Unknown hat gesagt…

Seht schöner Bericht- danke.
Wie wird aus dem 'Touristenfahrzeug' ein 'Einheimischer'?
Gruss Christian

Don Parakay hat gesagt…

Hola Christian, wie daraus ein einheimisches Fahrzeug wird, werden wir berichten.