Samstag, 21. Dezember 2019

Bauen in Paraguay

"Bau und du lachst dich kaputt." Ein Spruch der in Paraguay oft zutrifft, vorausgesetzt man bringt eine gehörige Portion Toleranz und Gelassenheit mit auf die Baustelle. Hat man diese Eigenschaften nicht, kann man auch schnell zur Heulsuse werden.
Will man seine Nerven schonen und hat zwei linke Hände, sollte man sich eine Baufirma suchen die einem das Traumhaus baut.
Ist man handwerklich begabt oder hat schon mal einen Fuß auf einer Baustelle gehabt, kann man sich in Paraguay selbst einen Bautrupp zusammenstellen und das große Abenteuer "Bauen in Paraguay" in Angriff nehmen.
Auch wir haben uns ein Team zusammengesucht. Dabei mussten wir nicht lange suchen, denn als es sich in unserer Gegend rumsprach, dass wir bauen wollen, kamen die Maurer von alleine und fragten, ob sie uns unterstützen können. So geben momentan vier Maurer und vier Helfer auf unserer Baustelle Alles nebst artistischen Einlagen.
Nun sind wir nicht die Typen, die nur arbeiten lassen, sondern legen auch immer selbst mit Hand an.
Und so wächst die Baustelle schnell und die Kamera hält jeden Bauabschnitt fest.
Man kann die Ausbildung auf dem Bau in Paraguay nicht mit der in Deutschland vergleichen. Die Maurer wissen wie man die Steine ordentlich übereinander stapelt, wie man den Putz lot- und fluchtrecht an die Wand wirft oder wie man eine Schalung zusammennagelt. Doch bei anspruchsvollen Arbeiten, wie zum Beispiel einem Segmentbogen, brauchen sie genaue Anleitung oder jemanden der Ihnen diese Arbeit abnimmt.
Es gibt viel zu beachten und zu koordinieren auf einer Baustelle und ein ordentlicher (flexibeler) Bauablaufplan muss zwar nicht immer eingehalten werden, aber hilft doch sehr dabei das Bauvorhaben zu realisieren. Und wenn alles gut läuft ist man schnell mit den Wänden in luftiger Höhe und der Ringanker kann gegossen werden.
Nach zwei Monaten Bauzeit war es dann soweit und wir konnten Richtfest feiern und ein paar eisgekühlte lecker Bierchen auf unser Dach kippen.
Dass unserer Maurer vielseitig talentiert sind zeigten sie mit paraguayischen Gesangseinlagen.
Auch wenn es oft an die Substanz geht, es macht riesigen Spaß zu sehen, dass der Bau wächst und dass alles so funktioniert wie wir es uns vorgestellt haben. Auch unser Manni liebt die Baustelle und freut sich über die frischen Sandhaufen.
Heute regnet es in Paraguay und das bedeutet, dass die Arbeiter zu Hause bleiben und eine kleine Baupause auf der Tagesordnung steht. Am Montag geht es dann frisch wieder ans Werk und wir starten in die Weihnachtsarbeitswoche.
In diesem Sinne wünschen wir euch einen entspannten vierten Advent.

Freitag, 25. Oktober 2019

Muskelkater vorprogrammiert

Gestern war der Tag der Bodenplatte für unser neues Heim. Punkt 7.00 Uhr drehte sich der Mischer und der erste Eimer Beton wanderte in die Baugrube. 100 qm galt es zu betonieren und an meiner Seite tummelten sich meine Frau und 5 Helfer. Zwei Mann bedienten den Mischer, drei Mann schleppten den Beton, Helmut war für die Folie und die Bewehrungsmatten zuständig und ich hatte das Vergnügen die Pampe ordnungsgemäß zu verteilen.
Eine halbe Stunde Frühstück und eine Stunde Mittag waren die gewerkschaftlich vorgeschriebenen Pausen, wobei die Tererepausen gestern ausfielen. Höchstleistung war gefragt und 40 Sack Zement, 10 Kubikmeter Kies und viele Schweißtropfen später, war das Tagesziel erreicht. Und das, fast pünktlich zum Feierabend, mit nur 10 Minuten Verspätung.
Die anschließende Kiste Feierabendleckerbierchen war mehr als verdient und man hörte es bis weit in die paraguayischen Berge zischen.

Mittwoch, 23. Oktober 2019

Anlaufschwierigkeiten

Ich kann nicht sagen, dass mich die Fortschritte der letzten 14 Tage auf unserer Baustelle umhauen, aber ich bin dennoch zufrieden. Es galt einiges zu organisieren, Material ran zu schaffen und ein paar Regentage waren auch dabei.
Und so sieht es heute aus. Die Versorgungs- und Abwasserleitungen sind verlegt und die Baugrube verfüllt und abgerüttelt.
Im seperaten Gästebereich wurde auch schon die 10 cm starke und mit 6mm Stahlmatten bewehrte Bodenplatte eingebaut und die Mauererarbeiten können beginnen.
Das schöne an Paraguay ist, dass einem keiner vorschreibt, wie oder was man zu bauen hat. Man nimmt seine Zeichnung und wenn man während der Bauphase merkt, dass man da noch etwas verändern oder verbessern könnte, nimmt man einen Stift und malt es um.
Jetzt ist es 6.30 Uhr - ich muss los, den Mischer in Gange bringen.

Sonntag, 6. Oktober 2019

Sonntag für Willi

Das schwedische Mädchen möge es mir verzeihen, aber ich bekam am Freitag kein frei und musste arbeiten. Bei meiner Arbeit entdeckte ich dann unter einem unserer Bäume jede Menge kleine, schwarze, linsenförmige Plättchen.
Es sind die Samen des Curupay, auch Cebil genannt. Ich war froh, dass ich nicht auf der Strasse zum demonstrieren war, denn da hätte ich diese Entdeckung bestimmt nicht gemacht.
Nach zwei Monaten Trockenheit in Paraguay regnete es dann am gestrige Samstag ausgiebig und heute Morgen beim Spaziergang übers Land sahen die Samen plötzlich ganz anders aus.
Die schwarze Haut war aufgeplatzt und beim näheren betrachten entdeckte ich einen kleinen Keim aus dem Samen sprießen. Es ist faszinierend, in welch kurzer Zeit sich die Natur dazu entschließt, den Frühling einzuleuten.
Man kann über den Klimawandel (ob wegen dem CO2 oder einfach normal sei dahin gestellt) diskutieren. Man kann für eine saubere Umwelt demonstrieren. Man kann reden und schlau tun.
Man kann aber auch einfach handeln. Ich nahm mir heute Morgen kurzer Hand meine Hacke und bereitete 20 Pflanzstellen für die zukünftigen CO2-Vernichter vor. Die Keimlinge waren schnell eingesammelt, denn der Keim war noch nicht in die Erde eingedrungen.
Die Keimlinge drückte ich leicht in die aufgelockerte Erde, natürlich mit dem Keim nach unten.
In den nächsten Wochen bekommen die Kleinen dann viel Liebe und Zuneigung und wenn alles glatt geht, was ich nicht bezweifle, sollten hier zwanzig neue Bäume stehen.
Wenn mein Enkel dann in fünfzig Jahren sich an einen große Baum lehnt, ist es vielleicht einer dieser heute kleinen Sprösslinge und wenn wir alle mehr tun als reden, wird es unserer Erde auch in 50 Jahren noch gut gehen.

Donnerstag, 3. Oktober 2019

Pimp my Kitchen

Während wir unser neues zu Hause in Angriff nehmen, wohnen wir im zukünftigen Gästehaus, welches wir vor unserer Deutschlandtour fertig gestellt hatten. Doch ein paar Kleinigkeiten fehlen noch und so war auch die Küche noch nicht ganz funktionstüchtig.
Eigentlich hatte unsere alte Küchenzeile schon ausgedient.
Doch Helmut gab all ihre Liebe und Zuneigung und hauchte dem Küchenschrank nochmal neues Leben ein.
Ein bisschen Farbe, ein paar Schrauben, etwas Öl und ein paar Fliesen und die Küche erstrahlt in neuem Glanz.

Montag, 30. September 2019

und weiter gehts

Seit knapp einer Woche hat Paraguay uns wieder und wir haben den Jetlag langsam überwunden. Es ist schön wieder hier zu sein und nachdem wir die ersten Tage ruhig angegangen sind können wir uns nun auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren.
Vor unserer Abreise nach Deutschland sind wir von unserer kleinen Farm auf unser neues Grundstück, 500 Meter weit entfernt, gezogen und hier soll jetzt in den nächsten Monaten unser neues zu Hause entstehen.
Die Fundamente stehen bereits und die Baugrube wartet darauf, dass es weiter geht.
Zum Ende des Jahres soll das Haus bezugsfertig und der Pool mit Wasser befüllt sein. Lange Weile sollte es demnach in den nächsten Wochen nicht geben und natürlich werde ich euch hier immer auf dem Laufenden halten.

Sonntag, 15. September 2019

Es sind nur 10980km von Paraguay nach Steinmocker

Wie, ihr kennt Steinmocker nicht - das kleine Dorf in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Jarmen und Anklam?
Es hat eine Kirche, einen Gutshof, einen Kinderspielplatz, viele Feldsteine, eine Hauptstraße, die freiwillige Feuerwehr und ca. 100 Einwohner.
Zweimal pro Woche kommt der mobile Bäcker vorbei und einmal auch der fahrende Supermarkt.
Ach ja, und es gibt einen "Jugendklub", der seine Gründerzeit zu Zeiten der DDR hatte. Noch heute trifft sich dort die Jugend von damals und so nennen die Veteranen den "Jugendklub", passender Weise heute nur noch "Klub".
Vor drei Jahren entdeckte Helmut im Internet ein 250 Jahre altes Reetdachhaus am Ortseingang von Steinmocker, welches zum Verkauf stand.
Kurze Zeit später bekamen wir die Schlüssel und seit dem entfliehen wir regelmäßig dem paraguayischen Winter und verbringen vier Monate in Steinmocker. Inzwischen gehören auch wir zum Stamme der Steinmockaner und fühlen uns hier sehr wohl.
Und das alte, unter Denkmalschutz stehende Haus, lässt keine lange Weile aufkommen. Eine Haushälfte wurde von uns inzwischen zu neuem Leben erweckt und erwartet ab Juni 2020 die ersten Feriengäste.
In diesem Jahr galt unser Hauptaugenmerk dem Außenbereich und der Fassade. Es gab neue Fenster, einige Gefache mussten erneuert werden und das grün-braun-weiß wurde durch eine blau-grau-weiße Farbkombination ersetzt.
Nichts für schwache Nerven und die Berufsgenossenschaft, war unser Baugerüst. Wer dennoch mal gucken möchte wie Steinmocker von oben aussieht schaut hier ins Video.
Der deutsche Sommer hat auch in diesem Jahr wieder alles gegeben, doch der heutige Blick aus dem Fenster, sagt: "Kay, pack langsam die Koffer, der Herbst steht vor der Tür!"
Der Flug ist gebucht und in einer Woche gehts wieder nach Hause. So haben wir Glück denn nach zwei Tagen Herbst folgt prompt der Frühling.
Wir freuen uns.

Samstag, 4. Mai 2019

Hallo Deutschland

Nach zehn Jahren Farmbetrieb, übergaben wir vor gut zwei Wochen unsere kleine Farm seinem neuen Eigentümer und zogen in unser neues zu Hause. Doch wir sind nicht weit weg von der Farm und ich werde auch weiterhin dort anzutreffen sein.
Jedoch, jetzt und für die nächsten drei Monate müssen wir auf die Sonnenaufgänge in unserem neuen zu Hause verzichten.
Denn wir sind für die Zeit der "kalten paraguayischen Wintermonate" wieder in Deutschland unterwegs, auch wenn das Wetter hier derzeit nichts von Frühling oder gar Sommer zu bieten hat.
Doch das ist nicht wichtig, denn da gibt es jemanden, durch den das Wetter völlig uninteressant ist.
Vor drei Monaten machte uns Willi zu Oma und Opa und jetzt konnten wir ihn endlich knuddeln und in den Armen halten.

Freitag, 19. April 2019

Holzkohle selber machen

In Deutschland ist Frühling und die Saison der Griller und Brutzler beginnt. Die Grille werden aus dem Winterschlaf erweckt und von Spinnweben befreit. Nun fehlt nur noch die Holzkohle und da sind wir auch schon beim Thema Paraguay. Denn wenn man den Statistiken Glauben schenken darf, ist Paraguay Deutschlands zweitwichtigster Holzkohlelieferant, hinter Polen.
Auf unserer Baustelle musste ein Baum etwas ausgedünnt werden und es fiel einiges an Brennholz an. Tomas von unserer Maurerkolonne fragte mich ob ich daraus nicht Holzkohle machen will. Ich fand die Idee gut, aber hatte keine Ahnung wie das geht. Tomas rettete mich aus meiner Ahnungslosigkeit.
"Ich habe einen Holzkohleofen. Du lieferst das Material, ich mache die Arbeit und am Ende teilen wir uns die Grillkohle." Gesagt getan.
Der Holzkohleofen ist ein ca. 2 Meter hoher Steinofen, der mit dem Holz locker befüllt wird.
Die letzten Holzscheite werden von oben durch den Schornstein gesteckt und dann wird gut brennbares Material hinterher gestopft.
Und schon heißt es "Feuer frei".
Während nun der Ofen von oben anfängt zu knistern, wird die Füllöffnung mit Steinen zugestapelt, welche dann einfach mit Lehmerde verputzt werden.
Ca. 5 Minuten nach Entfachen des Feuers mauert Leo den Schornstein zu.
Nun gibt es nur noch ein paar Luftlöcher, aus denen weißer Rauch qualmt. Diese Luftlöcher werden in Abständen von ca. 4 Stunden von oben nach unten geschlossen und wie ein Wunder, zwei Tage später ist die Holzkohle fertig.
5 große Säcke Holzkohle stehen nun in meinem Schuppen. Genug für die nächsten zwei Jahre schätze ich. Die erste Glutprobe gibt es heute Abend zum Ostergrillen.
In diesem Sinne wünschen wir euch allen ein traumhaftes Osterfest und viele bunte Ostereier.

Donnerstag, 11. April 2019

Hausbau in Paraguay

3 Monate ist es jetzt her, dass wir den ersten Spatenstich für unser neues zu Hause in die Erde pressten. Der Endspurt für den ersten Bauabschnitt ist eingeläutet und wo vor 14 Wochen noch Maniok und Futtergras stand, wollen wir nun am Wochenende unser Bett aufschütteln.
Doch der Reihe nach.
Für den eigenen Gemüsebedarf ist ein Hochbeet entstanden, welches jetzt nur noch mit Erde befüllt werden muss.
Ein kleines Einzimmerhaus bietet Platz für die Wasserpumpe, Gartengeräte und Werkzeuge.
Der Wasservorratstank mit 2000 Liter Fassungsvermögen wurde in der Erde versteckt.
Und so sieht unser neues zu Hause aus, welches uns für die nächsten Monate ein Dach über dem Kopf gewährt.
Drei Zimmer, ein Bad und eine offene Küche werden am Freitag, mit einer Woche Verspätung, zum Einzug frei gegeben.
Bis zum Wochenende sollte der Fliesenleger alles verlegt und verfugt und der Tischler die Türen eingebaut haben.
Zwei Wochen bleiben uns noch, bis wir wieder für drei Monate in Deutschland unterwegs sind. Die Zeit nutzen wir, um den nächsten Bauabschnitt vorzubereiten. Die Baugrube ist abgesteckt und Ziel ist es, die Fundamentarbeiten, bis zu unserer Abreise, abzuschließen.
An dieser Stelle mal ein dickes Dankeschön an unser Baustellenteam, Rubio, Leo, Elso, Tomas, Chicki und Dani für ihren Einsatz und den Spaß den wir mit ihnen hatten.
Jetzt muss ich aber los, das lecker Bierchen auf der Baustelle muss nachgefüllt werden.