So, jetzt hat uns der Alltag wieder. Nach drei Monaten Urlaub kehrt nun wieder Normalität auf der Farm ein. Einiges an Arbeit ist liegen geblieben, doch frisch erholt, wenn ich mal die Leberschäden unbeachtet lasse, können wir kraftvoll wieder die Ärmel hochkrempeln. Auf dem Plan steht unter anderem auch die neu Beantragung meines paraguayischen Ausweises, der Cedula, welche mir in Asuncion geklaut wurde und so fuhren wir gestern in die Hauptstadt, um den Kampf mit den Behörden aufzunehmen.
Wer oft durch Asuncion fährt, hat bestimmt schon mit der Asuncioner Polizei Bekanntschaft gemacht. Sie stehen in ihrer blauen Hose mit frisch gebügeltem weißem Hemd, hinter irgendwelchen Ecken und lauern auf Verkehrsverstöße jeglicher Art. Oft kommt es dann vor, dass alle Verkehrsteilnehmer vorbildlich fahren und dann lassen sie sich eben ein Verkehrsdelikt einfallen und immer wieder sind es die Ausländer, die sie sich aus dem Verkehrsgewühl herausziehen, um ihre Geldbörse etwas aufzufüllen.
Wenn sie einen nicht mit dem Motorrad durch die ganze Stadt verfolgen, lauern sie auf der Strasse, wo man keine Ausweichmöglichkeiten mehr hat und so wurden auch wir gestern gestoppt. Der freundliche Beamte begrüßte mich mit Handschlag und forderte Führerschein und Zulassung. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen, an welcher Stelle der Hauptstadt ich die Regeln der StVO missachtet haben sollte. Um seiner Macht und Stärke Nachdruck zu verleihen, wimmelten noch vier weitere Beamten um mein Auto herum. Außerdem waren da auch noch zwei Zivilpersonen mit einem seltsamen Gerät, welches ich noch nicht so richtig einordnen konnte.
"Wir führen, im Rahmen des Umweltschutzes eine Kontrolle des Abgasausstoßes von Fahrzeugen durch und möchten sie bitten, sich dafür ein paar Minuten Zeit zu nehmen." Wie jetzt, Abgasuntersuchung in Paraguay? Und wieso ich? Ok, mein Auto sieht nicht unbedingt so aus, als ob es nur Sauerstoff aus dem Auspuff bläst, aber es gibt doch bestimmt ältere Schlorn, die in der Stadt unterwegs sind und die man schon aus ein paar km Entfernung riechen kann. Na gut, die zwei Zivilpersonen bauten ihr komisches Gerät an meinen Auspuff und eigentlich wollte ich in diesem Moment ein Foto davon machen. Doch der nette Zorro, so nennt man hier die Dorfpolizei, wies mich darauf hin, dass ich doch in das Auto steigen sollte, um den Motor zu starten. Na klar, wenn der Motor nicht läuft, kommt ja auch kein Rauch aus dem Schornstein. Mein Fehler und so stieg ich wieder in das Auto und befolgte die Anweisungen der Abgaskontrolleure. Gas geben, Standgas, Vollgas und fertig. "Super bien", was soviel heißt, "scheiße wir können dir keinen Strafzettel ausschreiben", lobte mich der Zorro. Er klopfte mir freundlich auf die Schulter, gab mir Führerschein und Zulassung zurück und wünschte uns eine gute Weiterfahrt.
Was ist bloß los mit den Jungs? Kein Strafzettel, freundlicher Umgangston und kein manipuliertes Abgastestgerät, obwohl ich auch nicht weiß, ob es für diese Abgassonderuntersuchung überhaupt eine gesetzliche Grundlage gibt.
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