Dienstag, 20. November 2012

"Claro" und die Geduldsprbe

Vor 5 Monaten unterschrieben wir einen Vertrag bei "Claro", über die Bereitstellung von ca. 50 Fernsehprogrammen über Satellit. Die Installation der Antenne und die Programmierung des Modems waren überraschend innerhalb von zwei Tagen erledigt. Ich freute mich auf die Fußballeuropameisterschaft, die gerade begann, doch an Stelle spannenden Fußballspielen, wurden überall die Debatten des paraguayischen Parlaments, über die Amtsenthebung des damals amtierende paraguayische Presidenten Lugo gezeigt. Egal, Deutschland wurde eh kein Europameister.
Während in der ersten Woche noch alle Programme problemlos liefen, stiegen in der zweiten Woche nach und nach immer mehr Kanäle aus, bis nach 14 Tagen der Bildschirm schwarz blieb. Wir riefen die Servicenummer von "Claro" an und ein Mitarbeiter von "Claro" versuchte am Telefon die Fehlerquelle zu erforschen. Ohne Erfolg und man versprach uns einen Techniker vorbei zu schicken. Nach einer Woche tat sich aber nichts und wir fuhren zur Geschäftsstelle in Quiindy und legten unser Anliegen vor. Es wurde uns für den nächsten Tag der Besuch eines Technikers versprochen. Die nächsten zwei Wochen ließ sich wieder kein Claromitarbeiter bei uns sehen, dafür aber flatterte die zweite Rechnung ins Haus. Zwei Wochen hatten wir bewegte Bilder auf unserem Bildschirm, doch bezahlen sollten wir nun inzwischen 2 Monate. Wieder beschwerten wir uns im Büro in Quiindy und drohten mit der Kündigung des Vertrages, wenn in den nächsten Tagen nichts passieren würde. Wieder wurde ein Techniker bestellt und wieder warteten wir vergeblich. Jetzt sagte man uns, dass wir doch erst einmal unsere Rechnung bezahlen sollten, bevor ein Techniker zu uns kommen würde. Dieses Spiel ging nun vier Monate, wobei die Rechnungen immer pünktlich zugestellt wurden. Jetzt hatten wir irgendwie keine Lust mehr auf fernsehn und wollten den Vertrag kündigen. In der Geschäftsstelle in Quiindy, sagte man uns nun, dass wir dafür in die Hauptstelle nach Asuncion müssen.
Ich packte die Fernbedienung und den Reciever in meinen Rucksack und machte mich auf den Weg in die Hauptstadt. Meine Mutter begleitete mich, da sie mit unserer Tochter Marie einen kleinen Einkaufsbummel machen wollte. Bei "Claro" angekommen erklärte ich mein Anliegen und der freundliche Mitarbeiter sagte mir, dass ich nicht so einfach kündigen kann und eine gewisse Gebühr für die vorzeitige Kündigung fällig wird. So schnell bringt man mich eigentlich nicht aus der Ruhe, doch an diesem Tag hatte ich vielleicht etwas falsches gegessen und bevor ich dem freundlichen Mitarbeiter seinen Schlipsknoten enger zurre, entschied ich mich erst einmal die Hauptstelle von "Claro" zu verlassen. Während meine Mutter mit ihrer Enkelin shoppen ging, tranken Maries Freund und ich ein paar Beruhigungsleckerbierchen.
Nach zwei Stunden war das Adrenalin aus meinem Blut verschwunden und durch lecker Bierchen ersetzt worden. Ein letztes Mal wollte ich eine gütige Einigung mit "Claro" versuchen, doch bei diesem Versuch sollten schärfere Geschütze aufgefahren werden. Ich betrat die Geschäftsstelle und jetzt hatte ich nicht nur meine Mutter mit im Schlepp, sondern auch meine Tochter Marie mit ihrem Freund. Das Personal hatte inzwischen gewechselt und eine Mitarbeiterin, welche kurz zuvor über ihren Schminkkoffer gefallen sein muss, hörte sich mein Problem an. "Da können wir erst was machen, wenn alle offenen Rechnungen bezahlt und die Gebühr für die frühzeitige Kündigung entrichtet sind." Während ich mit Atemübungen beschäftigt war, liefen meine Tochter und ihr Freund zu  wortgewandter Hochform auf und die bunte Mitarbeiterin verlor zusehends an Farbe. Jetzt war es an der Zeit, dass wir den Vorgesetzten sprechen wollten, welcher auch nach drei Minuten erschien. Noch einmal harte Wortgefechte und nachdem ich drohte, die Plastiktüte mit Reciever und Fernbedienung durch die geschlossen Glastür zu werfen, zogen sich die Wachmänner um unseren Schalter zusammen. In der Geschäftsstelle war es ruhig geworden und Personal, so wie Kundschaft lauschte gespannt unserem Geplauder. Und dann machte die Geschäftsstellenleiterin plötzlich einen Vorschlag. Wir sollen doch die drei fällige offenen Rechnungsbeträge zahlen und im Gegenzug würde am nächsten Tag ein Techniker zu uns kommen und wir könnten drei  Monate gratis in die Röhre schauen. Wir hätten ab sofort oberste Priorität und sollte doch etwas schief gehen, solle ich sie auf ihrer Privatnummer anrufen, welche sie mir  aufschrieb.
Tatsächlich kam am nächsten Tag ein Techniker, der schnell den Fehler erkannte und ein durchgebranntes Teil im Empfänger austauschte. Nun funktionieren die Kanäle schon seit über einer Woche und alles ist wieder Claro.
Und die Moral von der Geschichte?
Es hilft ungemein, Beschwerden immer in der Nähe einer Glastür vorzubringen.

1 Kommentar:

Dirk hat gesagt…

Na dann bin ich ja mal gespannt, ob auch wirklich 3 Monate lang keine Rechnung kommt. Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube ...... ;-)

Gruß Dirk